Tilt/Shift

Freitag, 28. Januar 2011

Das was man im Internet so über Tilt/Shift-Objektive findet in Foren, Blogs und Bilderseiten, beschränkt sich meistens auf nur eine Funktion dieser Objektivart. Nämlich das Tilt. Damit kann man lustige, ungewöhnliche Schärfe-Verlaufe zaubern; und dass gewisse Szenerien (weit genug entfernt und von erhöhtem Standpunkt aus fotografiert) damit so aussehen, als wären es Miniaturlandschaften, ist wohl mittlerweile auch bei jedem angekommen.
_DSC0561Kloster_tilt

Dass in “Tilt/Shift” nicht nur Tilt, sondern auch Shift vorkommt,, wird dabei oft vergessen. Ich kann mir vorstellen, dass viele auch gar nicht wissen, was da passiert, oder wozu man es benutzt.
Die Tilt-Funktion wurde ja nun auch nicht dazu erfunden Miniaturlandschaften entstehen zu lassen, sondern um den sogenannten “Scheimpflug” zu legen, was ich hier jetzt aber nicht erkläre. Kommt jedenfalls von den alten Fachkameras, und wurde oder wird zB. in der Produktfotografie benutzt, um alles scharf zu kriegen.

Das Shiften jedenfalls wird vor allem in der Architektur gebraucht, aber auch wieder in der Produktfotografie, um stürzende Linien zu vermeiden. Der Trick ist einfach die Kamera parallel zur Hauswand (oder was auch immer) zu halten und sie nicht nach oben zu neigen. Damit erhält man parallele Senkrechte. Wenn man nun aber ein höheres Gebäude vor sich hat, und nicht genug Platz nach hinten, um es ganz auf Film oder Sensor zu bannen, ist es Zeit zum Shiften. Dabei belässt man den Kamerabody wo er ist, und verschiebt nur das Objektiv nach oben oder unten, oder wohin auch immer, je nachdem wie man es eben grade braucht. Und mit dem Objektiv verschiebt sich dann auch der Bildausschnitt. Man kann also relativ nah (je nach Brennweite) vor einem Gebäude stehen, und trotzdem noch den oberen Teil mit draufbekommen, ohne die Kamera ansich schräg nach oben richten zu müssen.

_DSC0555ohne_tilt_DSC0556mit_shift

Man kann es aber auch damit übertreiben. In manchen Fällen lässt man eine sog. “Restperspektive”.
Heißt ganz einfach, dass man nicht shiftet bis tatsächlich alle Senkrechten parallel sind, sondern  das Objektiv nur um etwa 80% verschiebt. Denn unser Gehirn ist es ja gewohnt stürzende Linien zu sehen, und weiß, dass die Häuser eigentlich nicht schief sind. Es gleicht das also aus. Ist nun bei einem Bild von einem sehr hohen Haus wirklich alles gerade, kann es passieren, dass das Gehirn damit nicht richtig klar kommt; es will den Fehler korrigieren, und schwupps, haben wir den Eindruck das Gebäude würde nach oben hin breiter.

Ohne Shift:
BayWa3

geschiftet, mit Restperspektive:
BayWa2a

Man kann aber auch durch zu viel shiften wirklich diesen Effekt erlangen, also dass es dann in die falsche Richtung stürzt sozusagen.

Übertrieben geshiftet:
BayWa1

Hier kann man auch schön sehen, dass das Objektiv auch irgendwann an seine Grenzen stößt. Bei zu viel Shift sieht man dann den Objektivrand und es ergeben sich unschöne Vignettierungen.

4 Kommentare

  1. markus Says:

    Hey, ziemlich gut erklärt und interessant. Danke!

  2. Herr Rau Says:

    Ja, danke, schön erklärt und illustriert.

  3. rundohneu Says:

    Schöner Artikel, nur warum müssen Vignettierungen prinzipiell unschön sein? Wenn du beim letzten Bild die Vignettierung etwas stärker machst, dann würde das wohl sogar ganz gut zum surrealen Industriegebäude inkl. Vögeln passen, oder?
    Jedenfalls danke für die Erläuterungen!

  4. Astrid Says:

    Ich sage doch gar nicht, dass Vignettierungen prinzipiell unschön sind. Im Gegenteil; es werden ja häufig auch nachträglich per Bildbearbeitung welche hinzugefügt. Aber dann halt viel dezenter und ohne harte Kante. Am besten so, dass es gar nicht auffällt.
    Bei dem BayWa-Gebäude habe ich ja auch eine hinzugefügt. Aber sieh dir das letzte BayWa-Bild an, und auch das geshiftete Kloster. Da sieht man halt einfach den Objektivrand. Und das finde ich dann ziemlich unschön.
    Und im Endeffekt sind Vignettierungen dann halt doch nichts anderes als Abbildungsfehler, ein Lichtabfall zum Rand hin, das will man bei einem teuren Objektiv und für ein "korrektes" Bild ja eigentlich nicht.

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